Jesuiten ziehen sich aus Linz zurück
Zum Sommer dieses Jahres werden sich die Jesuiten aus Linz zurückziehen.
Wie der Obere der Zentraleuropäischen Provinz P. Bernhard Bürgler SJ bekannt gab, soll die Auflösung der Jesuitenkommunität am Alten Dom zum Fest des Heiligen Ignatius von Loyola am 31. Juli 2023 erfolgen. Nach ausführlichen Beratungen kam die Ordensleitung zum Schluss, dass die Auflösung des Standorts aufgrund der stark zurückgegangenen Berufungen unausweichlich geworden ist.
Die ersten Jesuiten kamen im Jahre 1600 nach Linz für Predigten in der Minoritenkirche und Unterricht in einer Lateinschule. 1679 wurde die Ignatiuskirche eingeweiht. Nach der Aufhe- bung des Ordens 1773 wurde die Kirche zur Domkirche der 1785 errichteten Diözese Linz. Im Blick auf die Errichtung des Neuen Doms (Mariendom) wurde 1909 der Alte Dom den Jesuiten zurückgegeben und in der Folge zu einer Predigt- und Beichtkirche. 1837 hatte Erzherzog Maximilian Jesuiten außerdem auf den Freinberg berufen, wo das Kollegium Aloisianum als Schule entstand. Hier sind Jesuiten bis heute aktiv, die Schule wird in ignatianischer Ausrich- tung und im Verbund mit den europäischen Jesuitenschulen weitergeführt.
Derzeit sind die Jesuiten noch als Kirchenrektor in der Ignatiuskirche (Alter Dom) und in der Maximiliankirche, in der Priesterseelsorge der Diözese, der Schulseelsorge am Aloisianum, in der Krankenhauspastoral am Ordensklinikum Linz Elisabethinen sowie im Musikaposto- lat tätig. Nach der Auflösung der Kommunität werden zwei ältere Mitbrüder im Alten- und Pflegeheim Haus Rudigier wohnen bleiben und der Kommunität in Wien zugeordnet. P. Klaus Schweiggl SJ wird seine Tätigkeit als Priesterseelsorger in der Diözese fortsetzen. Auch im Kollegium Aloisianum werden die Jesuiten mit seelsorgerlichen Angeboten von Wien aus präsent blei-ben. Die weiteren Patres sind derzeit im Gespräch mit dem Provinzial über ihre kommenden Aufgaben. Das Gebäude, in dem die Kommunität untergebracht ist, wird der Orden behalten, über seine weitere Verwendung wird in den kommenden Monaten beraten werden.
Der Provinzial der Jesuiten P. Bernhard Bürgler SJ bedauert den Rückzug der Jesuiten aus der Stadt sehr, waren sie mit dem kirchlichen Leben vor Ort doch über Hunderte von Jahren eng verbunden. Zugleich soll der Rückzug aus den pastoralen Bereichen in enger Abstimmung mit der Diözese so gestaltet werden, dass möglichst viele Angebote fortgeführt werden können. „Die Zusammenarbeit mit der Diözese Linz war immer von großer Wertschätzung und Unter-stützung für unsere Arbeit geprägt. Dafür sind wir der Diözesanleitung sehr dankbar.“, so P. Bürgler.
Auch der Linzer Bischof Dr. Manfred Scheuer bedauert den Weggang der Jesuiten aus Linz. „Die Entscheidung des Jesuitenordens, die Kommunität in Linz schon diesen Sommer aufzu- lösen, kam für uns doch überraschend. Wir bedauern diesen Weggang sehr“, heißt es in einer Erklärung, die der Bischof gemeinsam mit dem Bischofsvikar für Orden, Säkularinstitute und geistliche Gemeinschaften Adi Trawöger veröffentlichte. Beide betonten: „Die Jesuiten ha- ben die Seelsorge in der Stadt in den vergangenen Jahrhunderten in vielen Facetten mitge- prägt. Mit Unterbrechungen waren sie seit 1600 in Linz und haben vorwiegend am Freinberg – wo in der Folge das Kollegium Aloisianum errichtet wurde – und in der Domgasse am Alten Dom gewirkt. Bis zuletzt war die Kommunität in der Domgasse ein spiritueller Knotenpunkt der Katholischen Kirche in der Stadt, der uns nun schmerzlich fehlen wird. Gleichzeitig sind wir dankbar für die vielen Jahre, in denen das Glaubenszeugnis der Jesuiten und ihr pastora- les Wirken ein Segen für die Menschen in der Stadt und für die Diözese war.“
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