🤣 “L_NZ als Geheimtipp” entpuppt sich als Einladung garniert mit alten Fotos und Tiroler Speck-Knödel.
LINZ. Hat die geladene Reisejournalistin die Kamera vielleicht in München vergessen?
NANU? “L_NZ als Geheimtipp von @thetimes” frohlockt ein städtischer Social Media Account. Die Lebensstadt wäre ein “Geheimtipp” und wird von “The Sunday Times” samt Infos und Tipps gelobt.
Da machen wir doch einfach die Probe aufs Exempel: Was ist denn nun bei “The Times” im verlinkten Artikel wirklich zu sehen und zu lesen?
In das Auge stechen sogleich alte Linz Fotos von einer internationalen Fotoagentur. Man sieht den Hauptplatz mit schmutziger nicht sanierter Dreifaltigkeitssäule und noch ohne Kistenbäume. Dafür aber noch mit XXXL-Dönerladen im Hintergrund. Fast nostalgische Gefühle kommen dann bei der wohlwollenden Erwähnung des Ars Electronica Centers auf. Das Stockfoto hat das brandaktuelle Aufnahmedatum 3. Januar 2009. Zu sehen sind retro-gekleidete Menschen die an einer Glaswand mit LED-Lamperl herumspielen.
Kulinarisch werden bei The Sunday Times dann auch noch Tiroler Speck-Knödel mit Weißwein und Schnittlauch präsentiert. Auch dieses Foto ist von einer Bildagentur und angeblich stehen diese Knödel bei uns auf den meisten Speisekarten: “Dumplings and sauerkraut feature on most menus in Linz”.
Der kulinarisch leider oft geplagte Linzer moniert derzeit zwar vermutlich eher die zahlreichen Dönerläden in der City. Menschen mit TikTok-Account schmunzeln – sagt man – derweilen über die 1-Euro-Döner Aktionen des Vizebürgermeisters. Tirolerknödel statt Linzertorte, dieser Trend ist also wirklich neu und noch geheim.
Neben alter Fotos gibt es im Artikel lobende Worte über die Tabakfabrik und andere vermeintliche Highlights zu lesen. Die bunten Wände im Hafen dürfen natürlich nicht fehlen. Kunst, Kultur und Start-Ups, Linz ist einfach toll und hat von allen Schlagwörtern ein bisschen.
Immerhin: Am Ende des Artikels kommt Licht ins Dunkel der wohlfühlend netten Berichterstattung. Denn dieser Artikel kam auf Einladung zu Stande. “Kate Mann was a guest of Linz Tourismus (linztourismus.at) and the Austrian National Tourist Office (austria.info)”.
Die Autorin präsentiert sich auf Instagram ihren derzeit immerhin 669 Followern als “Germany & Austria expert” und lebt anscheinend in München. “L_NZ als Geheimtipp” ist für Linz-Kenner jedenfalls keine lesenswerte Sache. Der mediale Wert dieser Form von Berichterstattung – auf Einladung – dürfte auch eher überschaubar sein.
Aber was soll’s, wer noch nie den staubtrockenen Kuchen der Schwiegermutter lobte, der werfe die erste Kaffeekanne!
Hinweis: Falls jemand englische Touristen auf der Suche nach Tiroler Speck-Knödel sieht, es könnte sich um Times-Leser handeln.
Links:
Austria’s under-the-radar city with a vibrant arts scene (Times)
Tiroler Speck-Knödel mit Weißwein und Schnittlauch (yurhus Alpenkoch / istock)
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