🪦 Volksblatt Ende verdeutlicht vielleicht auch die digitale Kompetenz im Land ob der Enns.
LINZ. Gestern wurde das komplette Aus für das Volksblatt öffentlich.
💥 Hinweis: Dieser Inhalt kommt von unserem Linkedin Profil mit Insights zu unseren Medienaktivitäten sowie Betrachtungen und Meinungen aus der Branche und über die Medienwelt.
Wer die Aktivitäten des Medienhauses in den letzten Monaten beobachtete, wird jedoch nicht besonders überrascht sein.
Die in den Postkasten gelieferten “Magazine” waren inhaltlich keine besonderen Highlights. Viele der Themen wären auch direkt als Presseaussendung der ÖVP durchgegangen. Bei einigen Geschichten konnte aber auch der größte Kritiker keine Abhängigkeit erkennen. Gerade dort fehlt nun also ab 2025 ein Player am Markt.
Kurios ist aber das Vorgehen der Eigentümer rund um das Ende. Es kam Schritt für Schritt.
Die verbliebenen Mitarbeiter sollen von der Einstellung der Aktivitäten per 31.12.2024 quasi zum Mittagstisch erfahren haben. Ein Großteil der ehemaligen Belegschaft war den Job allerdings schon im Vorjahr mit der Einstellung der Tageszeitung los.
Bezeichnend liest sich auch die Stellungnahme des Geschäftsführers zum geplanten Aus:
„Wir wollten mit dem Onlineportal in ein neues Zeitalter des Volksblatts starten, auch ohne tägliche Printausgabe, und damit unseren Leserinnen und Lesern weiterhin Information sowie Unterhaltung bieten. Leider ist uns eine Positionierung am Markt mit diesem neuen Angebot nicht gelungen“, erklärt Wolfgang Eder, Geschäftsführer der OÖ Media Data Vertriebs- und Verlags GmbH.
Das “Wir” könnte Fragen aufwerfen. Wäre nicht ER zuständig gewesen? Als Chef? Als der Mann, der die Geschicke des Hauses leitet?
Insgesamt kein wirklich rundes Ende. Heute sind sogar noch die Mediadaten für das ganze Jahr 2025 online. Die Planungen scheinen also eigentlich über 2024 hinaus gemacht worden zu sein. Und erst Ende September berichtete LT1 von guten Zahlen: “Volksblatt baut online aus“.
Eine ganze Seite Werbung bei 210.000 Stück Auflage kostete für 22.02.2024 übrigens € 14.500,-. Für exakt dieselbe Summe gäbe es diese Seite auch für den Erscheinungstermin 18.02.2025. Die Verlautbarung der Geschäftsführung über “gestiegene Kosten” dürften hier also keine Rolle spielen. Die Erscheinungstermine für 2025 sind nach dem verkündeten Ende aber ohnehin nicht mehr relevant.
Was hingegen allgemein – und vor allem für den Steuerzahler – relevant ist, sind etwa die Zahlen in der RTR-Datenbank. Dort werden die Werbeumsätze öffentlicher Stellen gelistet. Alleine aus diesem Sektor wirken die Umsätze jedenfalls sehr stabil und ansehnlich.
Weniger toll war sicher die Performance in den sozialen Medien. Die Likes auf Facebook sind überschaubar, teils gefielen die Inhalte sogar nur den Mitarbeitern selbst. Der digitale Fokus nicht wirklich erkennbar. Themen wurden keine gesetzt. Ein Wachstum war für Beobachter nicht wirklich erkennbar.
Da das Ende – hier folgt jetzt eine Annahme – der Tageszeitung im Vorjahr samt Umbau zum Halb-Digital-Medium sicher von zahlreichen Experten und Profis begleitet wurde, ist das Aus nach nur einem Jahr “Neuausrichtung” ein Desaster. Nicht nur für die verbliebenen Mitarbeiter. Man muss sich angesichts des Eigentümers, der Größe, der vorhandenen Strukturen und handelnden Personen, schon auch fragen: Ist dies die maximale digitale Medienkompetenz?
Fakt ist: Mit dem Ende aller Volksblatt-Kanäle zum 31.12.2024 ist auch das Ende der historisch gewachsenen Parteizeitungen in ganz Österreich besiegelt. Auch wenn das Volksblatt zuletzt nur mehr ein Schrumpfangebot darstellte.
Informationen
Das gedruckte Volksblatt erschien erstmals am 2. Jänner 1869.
Medieninhaber und Herausgeber ist heute die Oberösterreichische Media Data Vertriebs- und Verlags GmbH.
Unternehmensgegenstand: Verlegen von Magazinen und Publikation eines Online-Newsportals
Geschäftsführer: Mag. Wolfgang Eder
Mit 100% beteiligter Gesellschafter: Dr. Franz Mittendorfer, Böhmerwaldstraße 14, 4020 Linz
Treugeberin: Österreichische Volkspartei Oberösterreich (mit 100%), Obere Donaulände 7, 4010 Linz
Landesparteiobmann: Landeshauptmann Mag. Thomas Stelzer
Landesgeschäftsführer: Mag. Florian Hiegelsberger
Dr. Franz Mittendorfer ist als Gesellschafter/Treuhänder Inhaber folgendes anderen Medienunternehmens: AT 8 Vermögensverwaltungs-GmbH als Gesellschafterin der CITY Media Zeitschriften GmbH mit einem Geschäftsanteil von 75%
Treugeberin: Österreichische Volkspartei Oberösterreich (mit 100%)
Die Oberösterreichische Media Data Vertriebs- und Verlags GmbH ist an folgendem anderen Medienunternehmen beteiligt: Kommanditanteil (9,98%) an der Life Radio GmbH & Co. KG mit dem Sitz in Linz, Unternehmensgegenstand: Konzeption, Produktion, Sendung und Veranstaltung von Hörfunkprogrammen samt Betrieb der Sendeanlagen; Verwertung von Programmen; Marktforschung und Beratung für Hörfunk und Fernsehen.
RTR Daten
https://data.rtr.at/pages/open-data/MedKFTGBekanntgabe2024
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