💫 Gedenkgottesdienst für Papst Franziskus im Linzer Mariendom


LINZ. Im Mariendom wurde dem Papst gedacht.

Aussendung der Diözese Linz

Am Samstag, 26. April 2025 fanden die Begräbnisfeierlichkeiten für Papst Franziskus in Rom statt. Auch in den österreichischen Diözesen wird um das am Ostermontag verstorbene Kirchenoberhaupt getrauert. Am Samstagabend um 18.15 Uhr feierte Bischof Manfred Scheuer im Linzer Mariendom mit zahlreichen Gläubigen einen Gedenkgottesdienst für den Papst. Er würdigte Franziskus als einen Papst, der die Dialogkultur gefördert, Barmherzigkeit gelebt und nie auf die Kleinsten vergessen habe. 

Mit einer großen Totenmesse auf dem Petersplatz nahmen am Samstag, 26. April 2025 mehr als 200.000 Menschen sowie Vertreter:innen aus über 150 Staaten und mehr als 30 christlichen Kirchen Abschied von Papst Franziskus. Nach der Feier wurde der Sarg mit dem Leichnam des verstorbenen 88-jährigen Kirchenoberhaupts in einem offenen Papamobil durch die römische Innenstadt zur Basilika Santa Maria Maggiore unweit des römischen Hauptbahnhofs Termini überführt, wo Papst Franziskus im Beisein ihm nahestehender Personen beigesetzt wurde. 

Mit zahlreichen Trauerfeierlichkeiten für Papst Franziskus nimmt auch die Katholische Kirche in Österreich Abschied. Als Zeichen der Trauer über den Heimgang von Papst Franziskus läuteten am Samstag um 10 Uhr in ganz Österreich zeitgleich mit dem Beginn der Begräbnisfeierlichkeiten für das Kirchenoberhaupt die Glocken. Landesweit sind die Kirchen und kirchlichen Gebäude schwarz bzw. gelb-weiß beflaggt.

Im Linzer Mariendom feierte Bischof Manfred Scheuer mit den zahlreich erschienenen Gläubigen am Abend des 26. April 2025, am Vorabend zum „Weißen Sonntag“, um 18.15 Uhr einen Gedenkgottesdienst für Papst Franziskus. Mit ihm feierten Generalvikar Severin Lederhilger, Dompropst Wilhelm Vieböck, der emeritierte Domkapitular Walter Wimmer und Diakon Alexander Niederwimmer. Musikalisch gestaltet wurde die Feier durch ein Solistinnen-Terzett der Dommusik unter der Leitung von Domkapellmeister Andreas Peterl gemeinsam mit Domorganist Wolfgang Kreuzhuber. 

Am Beginn des Gottesdienstes sagte Bischof Manfred Scheuer: „Wir sind heute versammelt im Gedenken an den verstorbenen Papst Franziskus, in Dankbarkeit und im fürbittenden Gebet. Papst Franziskus hat viele Menschen berührt. Wir dürfen uns jetzt darauf besinnen, was er für uns bedeutet – wir denken an Worte, Zuwendungen, Gesten, Appelle, die für uns wichtig geworden sind.“

Barmherzigkeit und Zärtlichkeit als elementare kirchliche Haltungen

„Was hat unser Glaube mit dem Papst zu tun?“ Diese Frage stellte Bischof Manfred Scheuer an den Beginn seiner Predigt. Der Papst sei doch „relativ weit weg“, und beim Glauben ließen sich viele nicht gern etwas dreinreden. Den Glauben könne einem auch niemand abnehmen, er sei personal, so der Bischof. Und doch: Wer glaube, dürfe kein Eigenbrötler sein, nicht selbstgefällig, nicht narzisstisch. „Wir glauben nicht als Single, sondern als Gemeinschaft.“ Papst Franziskus habe von Anfang an von der Kehrseite des Individualismus gesprochen und den Narzissmus als Geisteshaltung kritisiert, so Scheuer.

Ohne das Zeugnis der Apostel und in diesem Fall auch der Apostolin Maria von Magdala – die Papst Franziskus selbst in den Rang einer Apostolin erhoben habe – hätten Christinnen und Christen keinen Zugang zur Auferstehung Jesu. „Der Glaube kommt vom Hören auf dieses Zeugnis. Ohne Zeugnis der Glaubensgemeinschaft ist persönlich individueller Glaube im christlichen Sinn nicht möglich. Andere haben uns den Glauben vermittelt, haben uns zum Glauben angestiftet, uns im Glauben gefördert, bestärkt, korrigiert oder auch kritisiert. Der Tod von Papst Franziskus stellt uns die Frage: Mit wem glauben wir? Wen lassen wir mitschauen oder auch mitreden? Von wem lassen wir uns herausfordern? Auch: Von wem lassen wir uns korrigieren und auch beschenken?“

Papst Franziskus sei „geliebt und gehasst, verehrt und verachtet, heftig kritisiert und auch für eigene Interessen instrumentalisiert“ worden, so Scheuer. Der 2013 geäußerte und meist aus dem Zusammenhang gerissene Satz „Diese Wirtschaft tötet“ habe für einen medialen Paukenschlag gesorgt – wobei der Papst nicht die Wirtschaft per se gemeint habe, „sondern eine dominant gewordene Art des Wirtschaftens, welche nicht mehr dem Leben dient, sondern lediglich dem Streben nach Profit, Marktdominanz und Macht um ihrer selbst willen, und die dabei das Wohl der Menschen aus dem Auge verliert“, erläuterte der Bischof.

Euphorische Resonanz weit über Kirchenkreise hinaus habe hingegen Franziskus‘ Enzyklika „Laudato si‘“ hervorgerufen, die sich dezidiert der ökologischen Frage widme und in der der Papst auf das Wohlergehen aller Menschen im Sinne eines „Welt-Gemeinwohls“ abziele – ein Gemeinwohl, das er durch eine Maßlosigkeit des Menschen gefährdet sah. Sei schon „Laudato si‘“ eine Einladung zum offenen Dialog auf Augenhöhe gewesen, so habe sich der Papst in seinem Rundschreiben „Fratelli tutti“ (2019) für eine Kultur des weltweiten geschwisterlichen Dialogs und des gegenseitigen Respekts auf der Grundlage der gleichen Würde aller Menschen eingesetzt. „Dieser Dialogkultur leistete er schließlich auch innerkirchlich mit dem Prinzip der Synodalität starken Vorschub.“ Die Rede von der gleichen Würde aller Menschen, von Geschwisterlichkeit und Dialog, vom Zuhören und Unterscheiden, von Gerechtigkeit, Nachhaltigkeit und Frieden sei für den Papst nie allgemein und abstrakt gewesen. „Es war heute bei seinem Begräbnis authentisch, dass Obdachlose, Migranten, Flüchtlinge und Transpersonen seinen Leichnam in die Kirche Santa Maria Maggiore geleiteten“, befand Scheuer.

Franziskus sei Jesuit und – weniger bekannt – ein Liebhaber von Hölderlin gewesen. Dieser habe als Vorspruch für seinen „Hyperion“ ein Wort von Ignatius von Loyola gewählt: ‚Nicht begrenzt werden vom Größten und dennoch einbeschlossen im Kleinsten, das ist göttlich.‘ Es sei bei den Begräbnisfeierlichkeiten berührend gewesen, dass „die Kleinsten doch stark präsent waren und die Größten eher Randfiguren“, bemerkte der Bischof. Das Wort von Ignatius bringe eine Haltung der Großmut zum Ausdruck, eine innere gläubige Haltung, die Gott und seinem Wirken Großes zutraue. „Die Seele streckt sich nach Großem aus, rechnet in grenzenlosem Vertrauen mit dem mächtigen Wirken Gottes.“ Großmütige Gesinnung sei bei Papst Franziskus auch bei der Reform der Kirche sichtbar geworden, wo er „sich nicht bloß mit äußeren, ästhetischen Korrekturen im Stil begnügt oder alle Lebendigkeit in der Kirche an Strukturen delegiert hat, sondern ein großes inhaltlich bestimmtes Reformprogramm vorgeschlagen hat“. Viele Worte und Gesten von Papst Franziskus hätten das „Gehaltensein im Kleinsten bezeugt. „Sie sind Ausdruck jener geistigen Grundhaltung, jener Spiritualität, welche ob der Größe der gesteckten Ziele das Kleine, die Kleinsten nicht vergisst. Auch alltäglichste Dinge waren für Papst Franziskus Orte der Gottesbegegnung.“ 

Papst Franziskus habe in die Kirche die ignatianische Gabe der „Unterscheidung der Geister“ eingebracht, so der Bischof weiter. Dies sei in „Amoris laetitia“, dem Apostolischen Schreiben über die Liebe in der Familie, besonders deutlich geworden. So habe es Franziskus etwa als kleinlich angesehen, „nur bei der Erwägung stehen zu bleiben, ob das Handeln einer Person einem Gesetz oder einer allgemeinen Norm entspricht oder nicht. Und deshalb dürfen die Hirten gegenüber denen, die in ‚irregulären‘ Situationen leben, seien es wiederverheiratet Geschiedene oder auch gleichgeschlechtlich Orientierte, nicht nur moralische Gesetze anwenden, als seien es Felsblöcke, die man auf das Leben von Menschen wirft. Die Unterscheidung muss dazu verhelfen, die möglichen Wege der Antwort auf Gott und des Wachstums inmitten der Begrenzungen zu finden“, zitierte Scheuer aus Amoris Laetitia.

Papst Franziskus habe eine Logik der Barmherzigkeit gelebt und es in „Amoris laetitia“ so formuliert: „Die Barmherzigkeit ist der Tragebalken, der das Leben der Kirche stützt … Ihr gesamtes pastorales Handeln sollte umgeben sein von der Zärtlichkeit, mit der sie sich an die Gläubigen wendet; ihre Verkündigung und ihr Zeugnis gegenüber der Welt können nicht ohne Barmherzigkeit geschehen.“

Bei seinen wenigen persönlichen Begegnungen mit Papst Franziskus habe er ihn immer als guten und aufmerksamen Gesprächspartner wahrgenommen, so der Bischof. „Zum Schluss hat er immer gesagt: Beten Sie bitte für mich – ich bete für Sie. Heute wollen wir für ihn beten, im Vertrauen darauf, dass er für uns betet.“

Fürbitten für den verstorbenen und den nächsten Papst

Auch in den Fürbitten wurde für das verstorbene Kirchenoberhaupt gebetet: „Nimm ihn auf in dein Leben, schau auf das Gute, das er vollbracht hat, und vollende, was in seinem Leben und Dienst unvollendet geblieben ist.“ Die bevorstehende Wahl eines neuen Papstes wurde ebenso thematisiert: „Leite die Kardinäle in deinem Geist, damit sie einen Hirten wählen, der die Kirche im Licht des Evangeliums führt, der die Zeichen der Zeit erkennt und der den Menschen mit Liebe und Barmherzigkeit begegnet.“

Zur Kommunion erklang „Our Endless Day“ von Hilary Campbell. Vertont wurden in dem Stück Worte der Mystikerin Juliana von Norwich (1342 bis ca. 1413), deren bleibende Bedeutung für die christliche Tradition Papst Franziskus im Mai 2023 gewürdigt hatte. In dem Stück heißt es:
„And at the end of sorrow, suddenly shall our eyes be opened, and in that moment of light our sight shall be clear; and that light is God our maker. Our faith is our light in the darkness, the light, which is God, our endless day.“
(„
Und am Ende der Trauer werden unsere Augen plötzlich geöffnet, und in diesem Augenblick des Lichts wird unsere Sicht klar; und dieses Licht ist Gott, unser Schöpfer. Unser Glaube ist unser Licht in der Dunkelheit, das Licht, das Gott ist, unser Tag, der kein Ende hat.“)

Nach dem Gottesdienst nahmen viele Mitfeiernde persönlich Abschied von Papst Franziskus. Sie verneigten sich vor dem Gedenkbild, hinter dem die Osterkerze brannte, oder verweilten in einem Moment der Stille.

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