Mengerstraße: Gemeinderat beschließt Umwidmung wichtiger Grünfläche
Trotz einer negativen Stellungnahme des Naturschutzes und einem kritischen klimatologischen Gutachten haben SPÖ, ÖVP und FPÖ im Gemeinderat soeben beschlossen, dass die im Vorjahr angekündigte Umwidmung von Grünland in Bauland in der Mengerstraße nun Realität wird. Die Grünen sind von Anfang an entschieden gegen dieses Vorhaben eingetreten und haben auch heute gegen die Umwidmung gestimmt. „Dieses Grundstück befindet sich mitten in einem Frischluftkorridor, der frische Kaltluft in südlichere Wohngebiete transportiert. Jede Störung wirkt sich hier negativ aus. Die geplante Verbauung führt zu einer zusätzlichen Befeuerung von Hitzeinseleffekten. Darüber hinaus bedeutet hier eine Bautätigkeit einen nicht kompensierbaren Verlust an Grünland, Ausgleichsflächen und gewachsenem Boden. Dieses Grünland in Bauland umzuwidmen ist kurzsichtig und ganz sicher nicht im Sinne einer Klimahauptstadt“, macht Klimastadträtin Eva Schobesberger deutlich.
Wo bisher Hobby-Gärtner:innen die Möglichkeit gehabt haben, Pflanzen und Gemüse anzubauen und zu ernten, werden in absehbarer Zeit die Baumaschinen auffahren, um einen wesentlichen Teil der Grünfläche in der Mengerstraße dauerhaft zu versiegeln. Drei Häuser mit vier Geschoßen sollen laut derzeitigen Informationen entstehen. „Unsere Grünflächen sind gemeinsam mit dem Grüngürtel und den innerstädtischen Parkanlagen unser größter Schatz im Kampf gegen die Auswirkungen der Klimakrise, den wir mit aller Kraft bewahren und beschützen müssen. Dass mit dem heutigen Gemeinderatsbeschluss einmal mehr das Gegenteil passiert, ist kurzsichtig, verantwortungslos und für mich in keiner Weise nachvollziehbar“, informiert Schobesberger.
Noch unverständlicher ist die Umwidmungs-Entscheidung aufgrund der vorliegenden Expertisen. In der naturschutzfachlichen Stellungnahme werden die Gründe, die gegen eine Verbauung sprechen, wie folgt zusammengefasst:
- „Durch die Bautätigkeit kommt es zu einem nicht kompensierbaren Verlust an Grünland, Ausgleichsflächen und gewachsenem Boden.“
- „Ökologische Maßnahmen können den Eingriff nicht kompensieren, sondern lediglich abmildern.“
Kritisch liest sich auch die Stellungnahme der Stadtklimatologie. Zwar hat der Planungsstadtrat zuletzt auf ein klimatologisches Gutachten verwiesen, wonach die geplante Verbauung keine besonderen Auswirkungen, habe, weil die beabsichtigte Errichtung eines Parkhauses ohnehin schon so gravierende Auswirkungen auf die Ausbreitung der Kaltluft habe, dass die Wohnanlage nicht mehr ins Gewicht falle. „Das ist nicht nur eine schräge Argumentation, sondern auch nur die halbe Wahrheit. Die Beurteilung des Vorhabens durch die Stadtklimatologie ist dennoch kritisch“, informiert die Klimastadträtin, die auch die geplante Errichtung des Parkhauses durch die BIG kritisiert. In der Stellungnahme der Stadtklimatologie heißt es dazu:
„Aus stadtklimatologischer Sicht ist eine Verbauung der Grünzunge durch Parkhaus und Wohnanlage dennoch kritisch zu sehen da insbesondere potenzielle weitere Bauprojekte am Universitätsgelände durch Summeneffekte letztlich das städtische Klima nachteilig beeinflussen können. Insbesondere ist anzumerken, dass die Effekte durch die Errichtung des Parkhauses durch die vorliegenden Untersuchungen nicht beurteilt werden können. Es ist aufgrund der Dimension des Projektes und der aus stadtklimatologischen Sicht nicht vertretbaren Lage (im direkten Ausbreitungspfad eines Kaltluftabflusses) allerdings mit hoher Wahrscheinlichkeit von negativen Auswirkungen auszugehen.
Aus stadtklimatologischer Sicht wäre, um Summeneffekte insgesamt korrekt beurteilen zu können, die Empfehlung, als unbebaute Situation ein Szenario ohne Parkhaus zu wählen und sämtliche Abschwächungen der Durchlüftung auf diese Ausgangssituation zu beziehen.“
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