Den meisten Bürgern unbekannt, aber dennoch ein wichtiges Element einer unabhängigen Justiz – und damit des demokratischen Rechtsstaates. Gemeint ist der Disziplinarrat der Rechtsanwaltskammer, dessen Präsidenten die oberösterreichischen Rechtsanwälte am Donnerstag, den 16. November wählen.

Verstoßen Anwälte gegen Standespflichten oder verletzen sie Ehre und Ansehen der Anwaltschaft, müssen sie sich dafür verantworten. Allerdings nicht vor einem normalen Gericht, sondern vor dem Disziplinarrat der Rechtsanwaltskammer des jeweiligen Bundeslandes. Darin findet sich keine Bevorzugung von Anwälten, sondern die Idee der klassischen Standesvertretung. Sie geht davon aus, dass niemand so sehr zur Wahrung der Ehre seines Berufsstands beitragen wird, wie die Vertreter dieses Standes selbst. Die Sanktionsmöglichkeiten sind dabei denkbar vielfältig und reichen bis hin zum Berufsverbot. Für die Anwälte und den Berufsstand spielt die Kammergerichtsbarkeit daher eine herausragende Rolle. Tatsächlich profitieren aber vor allem die Bürger von dieser aus dem 19. Jahrhundert stammenden Regelung. Da Anwälte vor Gericht oftmals gegen den Staat vertreten, ist es besonders wichtig, dass dieser möglichst wenig Einfluss oder gar Druckmittel gegen die Anwaltschaft hat. „Diese wenig bekannte Institution ist somit ein wichtiger Baustein in einem Rechtsstaat, der zur Unabhängigkeit der Justiz und ihrer unterschiedlichen Organe beiträgt“, führt der Linzer Rechtsanwalt Mag. Klaus Lughofer aus. Lughofer gehört zu den österreichweit anerkannten Experten auf dem Gebiet des Disziplinarrechtes und der Kammergerichtsbarkeit. Bevor er 2019 erstmalig zum Präsidenten des Disziplinarrates gewählt wurde, war er drei Jahre dessen Vizepräsident und zuvor viele Jahre als Kammeranwalt tätig. Die Mitglieder des Disziplinarrates haben sich einstimmig für seine Wiederwahl ausgesprochen. Wahlberechtigt für die am 16. November stattfindende Wahl des Disziplinarrats sind rund 700 Anwälte, die in die Liste der Oö Rechtsanwälte eingetragen sind.

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