Buch: Die Gemeindevertretung der Stadt Linz von 1968 bis heute
Neue Publikation des Archivs der Stadt Linz
Nachschlagewerk zur jüngeren Stadtgeschichte. 2016 erteilte der Gemeinderat dem Archiv der Stadt Linz den Auftrag, einen Fortsetzungsband zum 1968 erschienenen Buch „Die Gemeindevertretung der Stadt Linz vom Jahre 1848 bis zur Gegenwart“ zu erstellen, welches als Nachschlagewerk von Politik und Verwaltung, Medien und historisch Interessierten geschätzt und häufig benutzt wurde.
Das Archiv der Stadt Linz hat akribische Arbeit bei den Recherchen geleistet. Das Buch überzeugt nicht nur durch das umfangreiche Daten- und Faktenmaterial, sondern auch durch seine wissenschaftlichen Beiträge zur Linzer Politik der letzten fünfzig Jahre.
Klaus Luger
Besonders gelungen finde ich, dass es sich nicht bloß um ein Nachschlagewerk handelt, sondern dass die vielen detaillierten Informationen in eine Erzählung eingebettet sind, die einen Abriss der jüngeren politischen Geschichte der Stadt Linz bietet.
Doris Lang-Mayerhofer
Daten und Fakten zur Stadtpolitik
Die Publikation beinhaltet die Leistungen der städtischen Politik während der Amtszeiten der Bürgermeister Edmund Aigner, Theodor Grill, Franz Hillinger, Hugo Schanovsky, Franz Dobusch und Klaus Luger.
Zudem enthält das Buch die Biographien von sechs Bürgermeistern, 48 Mitgliedern des Stadtsenates sowie 322 Gemeinderätinnen und Gemeinderäten.
Beiträge zur personellen Zusammensetzung der Stadtregierung und des Gemeinderates seit 1968, zu den rechtlichen Rahmenbedingungen sowie zu den Gemeinderatswahlen ergänzen die Darstellung.
Anstieg des Frauenanteils in der Stadtpolitik
Befanden sich 1946 nur zwei Frauen und noch 1980 nur sechs Frauen im Gemeinderat, stieg die Anzahl der weiblichen Gemeinderatsmitglieder in den letzten Jahrzehnten stark an und erreichte 2015 mit 29 Gemeinderätinnen annähernd die 50-Prozent-Marke.
Mit Anny Grestenberger wurde erst 1967 die erste Stadträtin bestellt. 1979 erlangte mit Edeltraud Hofer die erste Frau das Vizebürgermeisteramt. Seit September 2017 sind erstmals in der Geschichte gleich viele Frauen wie Männer in der Stadtregierung vertreten.
Die Amtszeiten der Bürgermeister Edmund Aigner und Theodor Grill
Die Amtszeiten der Bürgermeister Edmund Aigner (1962–1968) und Theodor Grill (1968–1969) waren noch zum Teil geprägt von den Folgen des Zweiten Weltkriegs. Wenn auch die Kriegsschäden selbst bereits beseitigt waren, so blieb doch im Bereich Wohnbau, Infrastruktur und Verkehr viel für die Stadtpolitik zu tun. Unter dem Vorzeichen einer guten wirtschaftlichen Entwicklung konnten auch weitergehende kulturelle und bildungspolitische Projekte angegangen werden, deren Höhepunkt 1966 die Errichtung der Hochschule für Sozial- und Wirtschaftswissenschaften (heutige JKU) war. 1969 erfolgte der Spatenstich zum Brucknerhaus.
Die Amtszeit von Bürgermeister Franz Hillinger
In die 15-jährige Amtszeit des Bürgermeisters Franz Hillinger (1969–1984) fielen zahlreiche stadtpolitische Maßnahmen, die das Bild von Linz nachhaltig veränderten. Dies betraf bauliche Großprojekte wie den Neubau des Allgemeinen Krankenhauses oder des Neuen Rathauses ebenso wie verkehrspolitische Entscheidungen. Als Kontrapunkt zur grundsätzlich autofreundlichen Verkehrspolitik ist die Schaffung der ersten Fußgängerzonen zu sehen, ebenso die Verlängerung der Straßenbahnlinien. Dem Stadtwachstum wurde mit Schulneubauten und der Errichtung von Kinderbetreuungseinrichtungen Rechnung getragen. In diesem Sinn sind auch zahlreiche Projekte für Sport- und Freizeitanlagen zu sehen.
Die Amtszeit von Bürgermeister Hugo Schanovsky
Während der Amtszeit von Bürgermeister Hugo Schanovsky (1984–1988) konnten die von seinem Vorgänger initiierten Großprojekte Neues Rathaus und erste Etappe des Neubaus des Allgemeinen Krankenhauses zu einem Abschluss gebracht werden. Die Verstaatlichtenkrise verlangte von den städtischen Politikerinnen und Politikern umsichtige Entscheidungen. In dieser Zeit kam auch Bewegung in das politische Spektrum: Mit anfangs noch unterschiedlichen Gruppierungen drängte die junge Grün-Bewegung in die Stadtpolitik. Auch im Denken der anderen Parteien erfuhr die Umweltpolitik einen neuen Stellenwert: Durch ein umfangreiches Maßnahmenpaket wurde aus Linz „die sauberste Industriestadt Österreichs“.
Die Amtszeit von Bürgermeister Franz Dobusch
Auf Kurzzeitbürgermeister Schanovsky folgte Langzeitbürgermeister Franz Dobusch (1988–2013). Schwerpunkte des Gemeinderates in dessen Amtszeit waren vor allem eine aktive Wirtschaftspolitik, die Verbesserung der Linzer Luft, der Ausbau des sozialen Angebots, die Förderung der Kultur, der Ausbau von Bildungsangeboten, die Aufarbeitung der nationalsozialistischen Vergangenheit der Stadt, die Errichtung von Sportstätten, Freizeit- und Grünanlagen, eine Stadtentwicklung mit „Augenmaß“ unter größtmöglichem Schutz des Grüngürtels, der Ausbau der Verkehrsinfrastruktur und des Gesundheitswesens sowie eine schlankere Stadtverwaltung. In dieser Zeit gelang es auch, die Erfolge der Linzer Politik in einer Imagekampagne österreichweit sichtbar zu machen. Der Wandel war auch in der Kulturpolitik spürbar und gipfelte in der Präsentation von Linz als Europäische Kulturhauptstadt 2009. Im Jahr 1997 erfolgte erstmals die direkte Volkswahl des Linzer Bürgermeisters.
Die Amtszeit von Bürgermeister Klaus Luger
Klaus Luger trat im November 2013 mit einer umfassenden Agenda an: Eine Strukturreform des Magistrates und der Unternehmensgruppe der Stadt Linz sollten wegbereitend für den Prozess der Digitalisierung der Stadtverwaltung sein. Weitere Bausteine für den Weg von Linz zur „Innovationshauptstadt“ sind die Tabakfabrik und die internationale Anerkennung als „UNESCO City of Media Arts“. Aufbauend auf den Eigenschaften und Stärken von Linz wie Wandlungsfähigkeit, soziales und familienfreundliches Miteinander, innovative Industrie, viel Grünraum, digitale Kunst, Kultur für alle und der Positionierung als Friedensstadt entwickelte man die Vision einer „Future City of Respect“. Weitere wichtige Schwerpunkte der Stadtpolitik bilden unter anderem der Verkehr mit dem Bau zweier Donaubrücken und die Planung für eine Stadtbahn im Osten der Stadt sowie die Schaffung leistbaren Wohnraums. Nicht zuletzt stellt die weltweite Corona-Pandemie eine besondere Herausforderung für die Linzer Stadtpolitik dar.
Biographien der Mitglieder von Stadtsenat und Gemeinderat
Der biographische Teil der Publikation beginnt mit einer Darstellung der Lebensläufe der einzelnen Linzer Bürgermeister. Es folgen Kurzdarstellungen aller 48 Mitglieder des Stadtsenates seit 1968 sowie die Biographien sämtlicher Gemeinderatsmandatarinnen und -mandatare. Neben den wesentlichen Eckdaten zum Leben der einzelnen Personen umfasst diese Übersicht die Nennung aller Ausschüsse, Beiräte und Kuratorien, in denen die Person tätig war sowie eine Auflistung der Entsendungen in außerstädtische Gremien. Sofern Informationen vorlagen, sind außerpolitische Tätigkeiten sowie Ehrungen ebenfalls erfasst.
Die Publikation:
Walter Schuster und Cornelia Daurer (Hrsg.)
Die Gemeindevertretung der Stadt Linz von 1968 bis heute.
Historisches Jahrbuch der Stadt Linz 2019/20
523 Seiten, zahlreiche Abbildungen
Preis: 35 Euro
ISBN 978-3-900388-64-5
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