Wozu eine Linzer Latschn?
LINZ. “Insel für Linz”, die jetzt eine Latschn wird? Planungszwischenstände samt skizzierter Gestaltungs-Szenarien wecken böse Erinnerungen!
Wer erinnert sich noch? Projektideen mit Donaubezug oder Strandstyle gingen in Linz schon einige halbwegs schief. Die Verantwortlichen scheinen aus den leidvollen Erfahrungen mit oftmals via Socialmedia lancierten Ideen aber nichts zu lernen.
Eines vorweg: ein parkähnliches Erholungsareal muss am Urfahrmarktgelände nicht erfunden werden. Direkt anschließend erstrecken sich bereits kilometerlange Wiesenflächen bis fast nach Steyregg, samt freiem Zugang zum Pleschingersee!
Doch blicken wir auf das “Linzer Auge” zurück. Ein angebliches Highlight des Kulturhauptstadtjahres 2009 wurde zum problembehafteten Kuriosum. Deutlich zu spät geliefert, nicht wirklich funktional und beim ersten Hochwasser ging es unter. Die Berufsfeuerwehr barg dann den runden Schrotthaufen und das Projekt endete von Schweißbrennern zerschnitten vermutlich im Hochofen.
Rund um die Gemeinderatswahl 2015 brauchte man dann dringlichst einen Stadtstrand. Eine Facebookseite rief laut danach. Geworden ist es eine inzwischen sogar noch vergrößerte und von städtischen Mobilpalmen dekorierte Fläche mit Sandanteil ohne Zugang zum Wasser. Dafür verteilen sich die bunten Liegesessel im gesamten Donaupark. Im Brucknerhaus leidet der Kulturgenuss an der Lautstärke so mancher Technobeats, die bis nach Urfahr tönen. Und Eduardo Paolozzi’s “Hommage für Anton Bruckner” vom Forum Metall – immerhin eine Leihgabe der Österreichischen Ludwig-Stiftung – ist jetzt eine Art Outdoormöbelstück geworden.
Die “Ruhezone” samt Graffitiwand neben der alten Eisenbahnbrücke war kein Hingugger und ist es nun neben der neuen Brücke auch nicht. Der Skaterpark in Urfahr hat auch schon bessere Tage gesehen. Das Mini-Outdoor-Fitnesscenter daneben ist am Ende zu wenig durchdacht. Linz ist eben nicht Miami Beach!
Das seit Jahren andauernde Buschaos im Donaupark ist Fakt. Eine weitere Anlegestelle für Kreuzfahrtschiffe in Urfahr auch. Wozu man nun eine Marktfläche, die für viel Steuergeld mit Infrastruktur und Kanalisierung samt Ölabscheidern ausgestattet wurde, in einen Badetümpel verwandeln will, ist rätselhaft.
Direkt neben zwei neu zu bauenden Brücken werden in Zukunft bis zu vier Kreuzfahrtschiffe ankern können. Busse, LKW und Servicefahrzeuge werden den Treppelweg als Zufahrt benötigen. Selbst ohne ein Hochwasser skizziert man bereits jetzt in den Projektunterlagen Ideen gegen die Verschlammung der Bucht.
Wozu braucht Linz also eine Latschn? Geht es wirklich um die Freizeit der Bewohner? Oder geht es vielleicht um Projekte die als Wettbewerbsarchitektur für Podiumsplätze bei Preisverleihungen in Frage kommen?
Statt Steuergeld in eine vorgebliche Insel, die zu einer Latschn wurde zu pumpen, könnte man in das beliebte Freizeitareal am Pichlingersee investieren. Dort wuchern die Wasserpflanzen, weil der See sehr seicht ist. Die Infrastruktur samt der Anbindung an Öffis könnte schon lange ein Update vertragen.
Eine Insel ist eine in einem Meer oder Binnengewässer liegende, auch bei Hochwasser über den Wasserspiegel hinausragende Landmasse, die vollständig von Wasser umgeben, jedoch kein Kontinent ist.
Definition einer Insel / Wikipedia
Anbei einige Bilder im kollektiv-architektonischen Look zur Problemillustration:
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