Nur 641 Marathonlaufende kamen ins Ziel


LINZ. Ernüchterung nach dem Marathon!

Ein “sensationelles Lauffest” soll es gestern gewesen sein. “Linz ist ohne den Marathon nicht mehr vorstellbar” betitelte der mitveranstaltende Medienpartner einen großen online Artikel. Und laut einer Gratiszeitung nahmen rund 20.000 Läufer am Event teil.

Vor lauter Jubelberichterstattung werden viele Fakten und Probleme aber anscheinend inzwischen komplett übersehen. So waren samt Kinderläufen (schon am Samstag) nur 10.047 Aktive auf den Beinen. Somit hat sich die Teilnehmerzahl zu Rekordjahren fast halbiert.

Beim namensgebenden Bewerb – dem Marathon über 42,195 Kilometer – kamen nur 641 Laufende als sogenannte Finisher ins Ziel. Exakt 97 Damen und 544 Herren stehen als “Inoffizielle Ergebnisse” auf der Website. Eine sehr kleine Gruppe Menschen im Vergleich zu den großen Auswirkungen der fast gänzlichen Sperre des Stadtgebiets für die über 210.000 Bewohner.

Die seit Jahren kritisierte Streckenführung mit Start Richtung Urfahr, den vielen Kurven in der Innenstadt, dem Kopfsteinpflaster oder den Straßenbahnschienen wurde nicht geändert. Auch bei der 20. Auflage drängelten sich die Eliteläufer zwischen Hobbysportlern auf der Landstraße dem Ziel entgegen.

Abgeändert wurde aber dafür – live im Fernsehen mitzuverfolgen – kurzfristig der Streckenverlauf für die Eliteläufer. Hastig wurde vor dem eigentlichen Wendepunkt in der Unionstraße ein Absperrband geöffnet und die Elite kürzte ab. Das Kameramotorrad stoppte und die Verwirrung war auch bei den Moderatoren im Studio perfekt. Pikant vor allem weil es mit der Länge der Strecke schon mehrfach Probleme gab. 2010 war der Marathon 201,56 Meter zu kurz, eine spätere Ausgabe soll dann dafür zu lange gewesen sein. Die kuriose Streckenverkürzung gestern wurde dann im Interview “wegelächelt”. Ein Beigeschmack bleibt aber irgendwie trotzdem.

Die sinkenden Teilnehmerzahlen wirken sich übrigens auch bei den Zuschauerzahlen an der Strecke aus. Ohne Freunde, Nachbarn, Bekannte oder Arbeitskollegen im Bewerb stellen sich anscheinend viele Linzer nicht mehr an den Kurs.

Groß war gestern der Jubel über den endlich gefallenen Streckenrekord. Die 2:06:13 durch Fikre Bekele(ETH) sind für den Kurs natürlich ein neuer Bestwert und eine sportliche Topleistung. Blickt man aber auf die Entwicklung der Weltbestzeiten so findet man 2:06:05 von Ronaldo da Costa aus dem Jahr 1998. Damals war eine Zeit von 2 Stunden und 6 Minuten für einen Marathon noch ein echtes Weltereignis. Die Laufwelt wird also auch diese Rekordzeit eher nicht in die Landeshauptstadt locken.

Nichtlaufende Linzer können sich jedenfalls den 16. April 2023 für das nächste Verkehrschaos im Kalender eintragen. Laufende Linzer haben nun 173 Tage Zeit für das Training.

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